#3: Mit Algenforscher Rafael Meichßner

Shownotes

In der dritten Episode von „ALGEN-TALK - ALGEN: Superfood aus dem Meer“ spricht FOODTALKER Boris Rogosch mit dem Meeresbiologen und Algenforscher Rafael Meichssner. Er spricht mit ihm über die verschiedenen Algenarten, die Algenzucht und die Rolle der Algen im ökologischen Gleichgewicht. Und natürlich über ihre Nutzung als wertvolles Nahrungsmittel! Jedes zweite Sauerstoffmolekül, das wir atmen, wird von Algen produziert. Höre rein und erfahre mehr darüber und viele weitere erstaunliche Fakten über das Meer und die Welt der Algen.

Wie ist Rafael zur Alge gekommen? Rafael hat in Kiel Meeresbiologie studiert und bereits seine Bachelorarbeit über die heimische Alge Blasentang geschrieben. Auch im weiteren Studium ließen ihn die Algen nicht mehr los. So schrieb er auch seine Doktorarbeit über die Algenzucht in der Ostsee bei der Kieler Firma Costal, Research and Management (CRM). CRM erstellt Umweltgutachten bei Eingriffen in die Meeresumwelt, zum Beispiel beim Bau einer neuen Hafenmauer, und legt fest, welche Ausgleichsmaßnahmen erforderlich sind. Außerdem ist CRM Partner in vielen Forschungsprojekten zu meeresbezogenen Themen in Zusammenarbeit mit Universitäten. Dabei beschäftigte sich das Kieler Unternehmen häufig mit dem Thema Aquakultur in der Ostsee. Bereits Ende der 1990er Jahre etablierte CRM die erste Algenfarm in der Kieler Förde. Während seiner Doktorarbeit versuchte Rafael Blasentang in Aquakultur zu kultivieren, was im Vergleich zur Wildernte leider noch nicht wirtschaftlich ist. Wichtig bei der Wildernte ist die Schonung der Bestände. Als mehrjährige Alge wächst der Blasentang nicht so schnell nach wie andere Algenarten, z.B. der Zuckertang. Deshalb muss der Bestand nach der Entnahme mehrere Jahre ruhen.

Was ist überhaupt eine Alge? Die Antwort ist gar nicht so einfach und wird auch unter Biologen diskutiert. Algen betreiben wie Landpflanzen Photosynthese, d.h. sie können aus Sonnenlicht, Wasser und CO2 wachsen. Alle Organismen, die das können, aber keine höheren Pflanzen (mit Blüten), Farne oder Moose sind, können als Algen bezeichnet werden.

Was ist der Unterschied zwischen Mikro- und Makroalgen? Mikroalgen sind einzellige Algen, z.B. der grüne Belag an feuchten Hauswänden. Es gibt fast unzählige Arten (> 100.000). Bekannte essbare Arten sind Chlorella und Spirulina. Sie werden in Süßwasser kultiviert, anschließend abfiltriert und können dann als Pulver oder in Tablettenform verzehrt werden. Aus diesen einzelligen Organismen haben sich verschiedene mehrzellige Algenarten entwickelt: die Makroalgen. Diese sind mit bloßem Auge sichtbar und werden in Grün-, Braun- und Rotalgen unterschieden. Aus den Grünalgen entwickelten sich später die höheren Pflanzen. Aus anderen Einzellern entwickelten sich die Rotalgen. Die bekanntesten Rotalgenarten sind die Dulse und die Nori. Aus Nori wird unter anderem das Sushi-Papier hergestellt, das die beliebten Sushi-Rollen umhüllt. Aus wieder anderen Einzellern sind die Braunalgen entstanden, zu denen Blasentang und Zuckertang gehören. ** Wie viele Algenarten gibt es?** Es gibt etwa 10.000 Arten von Makroalgen. Zum Vergleich: Es gibt etwa 220.000 Arten von Landpflanzen. Es gibt praktisch keine giftigen Makroalgenarten, theoretisch wären also alle essbar. Allerdings werden nur etwa 10 bis 50 Arten (je nach Region) regelmäßig vom Menschen verzehrt. Für die meisten davon gibt es bereits Kultivierungsmethoden, um den Bedarf zu decken. Ein Beispiel dafür ist Nori. Nori hat ein einzelliges Stadium, das sich in Muschelschalen bohrt. Dies wurde 1948 entdeckt und ermöglichte die Kultivierung von Nori. Da der Salzgehalt in der Ostsee relativ niedrig ist, gibt es relativ wenige Algenarten. Etwa 50 Arten werden regelmäßig gesichtet. Seegras ist keine Alge, sondern eine höhere Pflanze mit Blüten und Samen, die ins Meer zurückgewandert ist. Seegras wird häufig als Dämmmaterial oder als Füllung für Kissen verwendet. Es ist jedoch nicht essbar.

Wurden bei uns traditionell Algen gegessen? Rafael erklärt den traditionellen Verzehr von Algen mit geografischen Gegebenheiten. Dort, wo es viele felsige Küsten gibt, z.B. in Irland oder Japan, hat man schon immer Algen gegessen. Die Algen heften sich mit ihren Haftorganen an die Felsen und können dort gut wachsen. In Gegenden mit wenig Felsen, wie an der deutschen Küste, wurden Algen eher nicht gegessen. Auch die Verwendung als Dünger war weit verbreitet. In der Bretagne wurden die Algen am Strand verbrannt und die mineralstoffreiche Asche als Dünger verwendet.

Algen im Klimawandel Blasentang ist ein wichtiger Lebensraum in der Ostsee. Mehr noch: Sie sind die Grundlage des marinen Ökosystems! Was passiert mit diesem Lebensraum, wenn sich die Ostsee erwärmt? Könnte man dann Blasentang anbauen? Mit dieser Frage beschäftigen sich inzwischen mehrere Forschungsprojekte. Die Kultivierung von Algen bietet viele Vorteile:

  • Kein Süßwasser. Ein großer Vorteil, wenn das Klima immer trockener und heißer wird.
  • Keine Landfläche:
  • Kein Dünger: Die meisten Meere sind sowieso voller Dünger.
  • Keine Pestizide:

Alles, was uns an der Landwirtschaft stört, gibt es bei den Algen nicht.

Können Algen andere Landpflanzen ersetzen? Algen können als Meeresgemüse betrachtet werden. Sie liefern im Vergleich zu Kartoffeln oder Getreide eher wenig Kohlenhydrate, sind aber das gesunde und nachhaltige Gemüse neben der Kartoffel. Wenn wir uns an Meeresgemüse auf unseren Tellern gewöhnen und mehr verzehren, wird auch der Anbau von Algen zunehmen.

In der Ostsee gedeihen Zuckertang, Blasentang und Meersalat gut. Auch die Meersaite könnte ein Kandidat für den Anbau sein, da sie gut schmeckt und schnell wächst. Aber Algen wachsen am besten in kalten Meeren mit hohem Salzgehalt. Man könnte es vielleicht mit dem Weinanbau vergleichen. Das ist auch in Norddeutschland möglich, aber Wein wächst viel besser in südlichen, sonnigeren Regionen wie Italien. Warum also nicht auch bei Algen Synergieeffekte nutzen und Algen in Norwegen anbauen und auf dem deutschen Markt vertreiben? Zum Schluss noch Rafaels Lieblingsrezepte: Die Rotalge Dulse angebraten als veganer Speckersatz, z. B. zu Rührei. Oder Kombu (Zuckertang) in Öl angebraten als krosse Chips! Super lecker!

Weitere Infos und Links zur Episode:

Die Firma CRM aus Kiel: www.crm-online.de

Blog der Tochterfirma oceanBASIS GmbH mit vielen spannenden Artikeln rund um das Thema Meer: https://www.oceanblog.de/

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